Effizienzsteigerung durch BIM: das Forschungsprojekt „Evaluierung BIM-basierte Baugenehmigung“

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Markus König

Die BIM-Methode revolutioniert die Bauindustrie, indem sie Modelle für Planung, Ausführung und Betrieb von Bauprojekten nutzt. Diese Modelle enthalten wertvolle geometrische Informationen zu Gebäudeeigenschaften, Bauprodukten und -prozessen, die auch für die Digitalisierung von bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Verwaltungsverfahren genutzt werden können.

 

Das Forschungsprojekt „BIM-basierter Bauantrag“ legte den Grundstein für eine effizientere und digitalisierte Abwicklung von Baugenehmigungsverfahren in NRW. In diesem Projekt wurde eine Modellierungsrichtlinie auf Basis der Landesbauordnung NRW entwickelt und erste Prüfregeln softwaretechnisch umgesetzt. Die Schwerpunkte lagen dabei auf der Gebäudeklasse, Aufenthaltsräumen, Nutzungseinheiten, Bruttogrundfläche (BGF), Nettoraumfläche (NRF) sowie Brandschutz.

Nun geht das Forschungsprojekt „Evaluierung BIM-basierte Baugenehmigung“ einen weiteren Schritt Richtung Praxis. Es zielt darauf ab, die gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich Modellanforderungen, digitaler Kommunikation und technischer sowie organisatorischer Voraussetzungen zu evaluieren. Das Ziel ist es, die Effizienz und Effektivität der BIM-basierten Bauantragsprüfung zu bewerten und Optimierungspotenziale zu identifizieren.

Übergabe des Förderbescheids durch Ministerin Ina Scharrenbach (© RUB, Kramer)
Übergabe des Förderbescheids durch Ministerin Ina Scharrenbach (© RUB, Kramer)

Die NRW-Pilotprojekte

Die Evaluation begleitet acht facettenreiche Projekte in den Städten Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Herne, Köln (beteiligt mit zwei Projekten) und Münster. Diese Projekte unterscheiden sich in ihrem Typ (Neubau, Erweiterungsbau, Sanierung) und der Art der Bauantragsprüfung (parallel, vor oder nach der konventionellen Bauantragsprüfung oder rein BIM-basierte Prüfung). Dabei werden verschiedene Sektoren wie Wohnungsbau und Sonderbauten (Versammlungsstätten, Schulen) abgedeckt.

 

Praxisnahe Erprobung und kontinuierliche Weiterentwicklung

Gefördert vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, wird das Projekt vom Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen (Ruhr-Universität Bochum) und dem Softwareunternehmen VSK Software GmbH (Bochum) durchgeführt. Die Bauaufsichtsbehörden der beteiligten Städte und die zuständigen Planer sind aktiv eingebunden. In regelmäßigen Workshops und Terminen zum Erfahrungsaustausch wird den Beteiligten das notwendige Know-how vermittelt und Feedback aus den Projekten gesammelt. Die definierten Prüfungsschwerpunkte werden hinsichtlich Korrektheit, Vollständigkeit, Verständlichkeit, Anwendbarkeit und Aufwand zur Nutzung der Modellierungsrichtlinie bewertet. Die Rückmeldungen von Planenden und Prüfenden werden dokumentiert und die Modellierungsrichtlinie iterativ erweitert. Aktuelle Schwerpunkte liegen dabei auf einer modellbasierten Ermittlung von Geländehöhe und Rettungsweglängen. Im Projekt „Neubau eines Lehrgebäudes für die Sekundarstufe I und die Verwaltung an der Mont-Cenis-Gesamtschule“, realisiert durch die HSM Herner Schulmodernisierungsgesellschaft mbH, werden beispielsweise ausgewählte Vorgaben der Landesbauordnung (LBO) NRW und der Schulbaurichtlinie NRW modellbasiert geprüft. Letztere umfasst beispielsweise die Grundflächenberechnung der Lernbereiche (siehe Abbildung 2), welche auch für die Definition von Brandabschnitten relevant ist.

Modellbasierte Prüfung von Raumtypen (hier: Flächenberechnung Lernbereiche gem. Schulbaurichtlinie NRW) (Quelle: HSM Herne)
Modellbasierte Prüfung von Raumtypen (hier: Flächenberechnung Lernbereiche gem. Schulbaurichtlinie NRW) (Quelle: HSM Herne)

Evaluation und nächste Schritte

Abschließend zur Begleitung der Projekte werden die Erfahrungen der Planenden und Prüfenden in einem digitalen Fragebogen erfasst. Die Ergebnisse der Umfrage bilden die Basis für die finale Evaluierung und fließen in die Weiterentwicklung der Prüfregeln ein. Besonders anspruchsvolle Prüfungen sollen priorisiert für eine teilautomatisierte Prüfung aufbereitet werden. Dabei wird derzeit auch die (visuelle) Aufbereitung der Prüfergebnisse im Modell thematisiert.

Das Projekt läuft bis Ende 2025. Die Ergebnisse werden Mitte 2025 zentral auf der Website www.bimbauantrag.nrw veröffentlicht, die sich derzeit im Aufbau befindet.

 

Jetzt sind Sie gefragt: Arbeiten Sie an einem ähnlichen Pilotprojekt und möchten Ihre Arbeit gern vorstellen? Dann freuen wir uns, wenn Sie sich bei uns melden: info@bimdeutschland.de 

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