Erfolgreicher Praxistest für den BIM-basierten Bauantrag
Bauanträge automatisiert prüfen und Verfahren beschleunigen – das verspricht die Integration von BIM-Modellen in Baugenehmigungsverfahren. Ein Forschungsprojekt unter Beteiligung der Stadt Dortmund hat wichtige Grundlagen für die praktische Umsetzung gelegt.
Bauantrags- und Genehmigungsverfahren digital und automatisiert gestalten, anstatt dabei Berge von Papier zu produzieren: Das ist durch den XBau-Standard für Informationsvermittlung in vielen bauaufsichtlichen Verfahren heute schon Realität. Das volle Potential der Digitalisierung wird dabei aber bisher nicht ausgeschöpft. So müssen etwa mit Building Information Modeling (BIM) erstellte 3D-Modelle in konventionelle 2D-Pläne umgewandelt und als PDF in digitalen Bau-Portalen eingereicht werden. Der entscheidende Nachteil dabei: Durch den Medienbruch lassen sich Informationen nicht so detailliert ablesen, wie das anhand von BIM-Modellen möglich wäre. Das betrifft insbesondere genehmigungsrelevante Angaben zur Barrierefreiheit oder Energieeffizienz von Gebäuden. Zudem erzeugt die Konvertierung zusätzlichen Arbeitsaufwand auf Seiten der Planenden.
Erfolgreicher Praxisversuch in NRW
Welche Anforderungen müssen BIM-Modelle erfüllen, um nahtlos in einem Baugenehmigungsverfahren von der Planung über die Antragstellung und Antragsprüfung bis zur Erteilung der Baugenehmigung integriert werden zu können? Wie sind dabei die Kommunikationswege zwischen den Beteiligten zu gestalten und welche Handlungsempfehlungen leiten sich daraus ab? Das waren die zentralen Fragen eines 2020 abgeschlossenen Verbundforschungsprojekts zum BIM-basierten Bauantrag in NRW.
Die im Projekt entwickelten Modellierungsrichtlinien und die prototypisch realisierte Software erwiesen sich im Praxisversuch als voller Erfolg. „Auf 2D-Geschosspläne konnte vollständig verzichtet werden. Automatische Datenauswertungen, wie zum Beispiel die Flächenberechnung für die Grundflächenzahl oder modellbasierte Abweichungsanträge haben die Genehmigung schneller und einfacher gestaltet“ fasst Andre Vonthron, bis 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum, die Ergebnisse des Projekts zusammen. Mit seinem 2021 gegründeten Unternehmen VSK Software entwickelt Vonthron eine webbasierte Prüfsoftware für BIM-Modelle. Die Software erlaubt es sowohl Behörden, eingereichte Modelle zu empfangen und zu begutachten, als auch auch Antragstellenden, die Genehmigungsfähigkeit ihrer Modelle vor der Einreichung zu prüfen.
Intensive Beteiligung städtischer Akteure
Zum Erfolg des Projekts trug vor allem eine umfassende Anforderungsanalyse unter Beteiligung verschiedener Akteure der Stadt Dortmund bei. Am Beispiel der neuen Firmenzentrale der Louis Opländer Heizungs- und Klimatechnik GmbH am Standort Dortmund Phoenix West prüften
die Brandschutzdienststelle, die Stadtplanung und das Tiefbauamt sowie das Ordnungs- und Umweltamt, inwieweit BIM-Modelle die für eine Prüfung notwendigen Informationen enthalten. Die intensiven Analysen der Ämter und Dienststellen helfen Antragstellenden künftig dabei, ihre BIM-Modelle so prüfungsgerecht wie möglich aufzubereiten – und so die Voraussetzungen für ein transparentes und schnelles Genehmigungsverfahren zu schaffen.
Kommunale BIM-Kompetenzen aufbauen
Positiv hoben die Dortmunder Aufsichts- und Prüfbehörden die anschaulichen 3D-Visualisierungen hervor. Auch wenn sich bestimmte Informationen etwa zu Rettungswegen oder Abstandsflächen noch nicht eindeutig durch automatisierte Abfragen ermitteln ließen, stellt der Praxisversuch einen wichtigen Schritt hin zur vollständigen Implementierung von BIM in Baugenehmigungsverfahren dar. Auf Seiten der Kommunen gilt es dazu vor allem, das zuständige Personal im Umgang mit BIM zu schulen und in die benötigte Software zu investieren.